Ortsbeschreibung
Die Dorfgemeinde liegt im mittleren Teile Mährens
ungefähr 3 1/2 Km südlich von
Olmütz, in der fruchtbaren Hanna, am rechten Ufer der March, am
Fuße des Höhenzuges mit der höchsten Erhebung dem Goldberg 277 m
hoch, welcher das Tal der Blatta vom Tale der March trennt.
Die Gemeinde Nimlau bildet ein Runddorf, durch das die
Bezirksstraße von Olmütz nach Kremsier führt. Der Ort liegt etwa
208 m über dem Meeresspiegel, steigt jedoch gegen Westen im
Ortsteile Pantschocha bis etwa 230 m an.
Von dem den Ort in südlich-westlicher Richtung begrenzenden
Lößhügel hat man eine weite Aussicht auf die Dörfer der Hanna mit
ihren Obstbaumkränzen, auf die fruchtbaren Felder, die reiche Ernte
an vorzüglicher Gerste, Weizen, Zuckerrübe, an erstklassigem Kraut
und Gemüse u. a. geben, auf die große Heerstraße, die von Olmütz
nach Kremsier führt, dahinter auf die in Schlangenwindungen sich
hinziehende March in ihrem Wiesenbette mit dunklerem
Buschwerk, dann wieder prangende Flur, abgetönt mit dunklem
Wald, mit dem Hl. Berg im Vordergrund und dann in den Strahlen der
Abendsonne leuchtend die Wallfahrtskirche auf dem sagenreichen
Hostein.
Im Norden ist dieses Bild gekrönt von den Zinnen der auf einer
Konglomerat-Felsklippe stehenden Stadt Olmütz mit seinen prächtigen
Kirchen und im fernen Hintergrunde die Hohe Heide und die anderen
Gipfel des Altvatergebirges.
Die ganze Gegend war in den ältesten Zeiten eine von vielen kleinen
Flußläufen (Marcharmen) durchflossene Au mit Buschwerk, Wiesen und
Mooren. Neues Leben brachte in diesem Teil des Landes die Gründung
der Stadt Olmütz nach deutschem Recht.
Nimlau selbst bestand schon um das Jahr 1131 n. Chr., denn in einer
Urkunde des Olmützer Bischofs Henricus Zdik wird der Gemeinde
Nemlaz, als zur Kirche St. Wenzel gehörig, Erwähnung getan.
Das eigentliche Marchtal, die Au, wurde als gemeinschaftliche
Hutweide benützt, die auch etwa 100 Jahre lang als
Artillerie-Schießplatz der "Reichs- und Granitzfestung" Olmütz
verwendet wurde. Damals war der Hauptreichtum des Ortes die
Rindviehzucht, die ihre Bedeutung mit der Auflassung des
Artillerie-Schießplatzes und Parzellierung der Hutweide in kleine
Ackerparzellen verlor. Das weite Gebiet der Ortschaft gegen
Südwesten auf dem welligen Lößrücken wurde in 4 Teile oder Lose auf
die Lahne, das sind die Bauernlehen, aufgeteilt oder ausgelost.
Jedes Bauernlehen bekam ein Vorder- Mittel- und Hinterlos nebst
einem Zulos. Die wachsende Bevölkerung schuf sich neue
Ansiedlungen, u. zw. waren dies die Gärtler, welche insbesondere
die Stadt Olmütz mit Grünzeug versorgten. In nördlicher Richtung
schlossen sich an den Ort sumpfige Wiesen und versumpfte
Teiche und Felder an (Hanferries), die die Gegend mit Fieber
verseuchten. Das Wasser des in der Nähe der Ortschaft gelegenen
Fieberbrünndls, das allerdings bereits vertrocknet ist, galt als
Heilmittel gegen dieses Fieber.
Mancherlei Kriegsstürme gingen über den Ort dahin, insbesondere
waren im 30jähigen Krieg viele Schweden in der Gemeinde, ja einige
dieser Schweden gründeten Familien und blieben nach dem
westfälischen Frieden hier. Die dem 30jährigen Krieg folgenden
Krankheiten, ganz besonders die Beulenpest, rottete viele
Ortsbewohner aus und gar manches Gehöft war ausgestorben. Die
letzten Überlebenden sollen sich der Sage nach zur Statue der
Himmelskönigin Mariahilf gewandt haben, deren Antlitz bisher den
Nachbarorten zugekehrt war. Sie wandte - das Gebet erhörend - ihr
Antlitz den Kranken zu und die Seuche ließ nach. Tasache ist, daß
die Säule mit der Inschrift 1713 noch heute steht und jedenfalls
als Pestsäule errichtet wurde.
Das Gesamt-Ausmaß der Gemeinde beträgt: 677 ha 84 ar, 09
m2 mit einem Katastral-Reinertrag von 45.486,72 K.
Die Bodenbeschaffenheit des Gemeindegebietes läßt sich in 3
Bodenarten einteilen, u. zw. Humusboden, Letten und kleinere
Flächen von Sandboden. In den früheren Jahren war die
Dreifelderwirtschaft üblich. Mit der Auflassung des
Artillerieschießplatzes im Jahre 1889 und der Parzellierung der
Nimlauer Hutweide in Ackerparzellen, setzte intensivste
Bewirtschaftung der Grundstücke in vorbildlicher Weise für die
ackerbautreibenden Gemeinden ein, seit dieser Zeit besteht
Fruchtwechselwirtschaft.
Die Reihenfolge des Fruchtanbaues ist nach der Düngung
folgende:
1. Jahr: Zuckerrübe oder Kraut oder Kartoffeln (Früh- und
Spätkartoffeln)
2. Jahr: Gerste oder Weizen
3. Jahr: Roggen
4. Jahr: Hafer
5. Jahr: Klee, sodann wieder Düngung
Die Viezucht beschränkt sich auf Rinder, Schweine, Geflügel und
wenig Pferde. Mangels einer entsprechenden Weide ist die
Bienenzucht ganz gering. Durch einsichtsvolle Männer der
Gemeindevertretung und ihr Wirken wurde nach dem Jahre 1919 die
Bepflanzung der Wege, Straßen und Plätze mit Obstbäumen in größerem
Umfang begonnen.
Die Volkszählung im Jahre 1910 ergab 816 Bewohner, u. zw. nur
Deutsche. Die im Jahre 1920 von der tschechischen Regierung bereits
geheim durchgeführte Volkszählung ergab 834 Bewohner, von denen
angeblich 760 Deutsche und 74 Tschechen sein sollten. Die
Bevölkerungsziffer ist im Wachsen begriffen. Im Jahre 1930 wurden
bereits 1208 Bewohner gezählt.
Die Bevölkerung steht fast durchwegs auf einer höheren Kulturstufe,
was die intensive Felderbewirstchaftung, die Beschäftigung als
Staatsbedienstete und als Fassadenmaurer beweist. In der Gemeinde
gibt es keinen Analphabeten.
Die Häuserzahl stieg von 108 Nummern im Jahre 1919 bis zum 1. 7.
1940 auf 221 Nummern. Der ergiebige, fruchtbare Boden und die Nähe
der Stadt bewirkte, dass nicht nur die heimische Bevölkerung sich
stark vermehrte, sondern auch dass Fremde sich im Gemeindegebiet
ansässig machten.
Dank der zielsicheren und tatkräftigen Führung des vom Jahre 1920
bis 1932 amtierenden Bürgermeister Franz Thomas = Nimlau Nr. 26 und
seines engsten Mitarbeiters Oberlehrer Edmund Peschek, gelang es
nicht nur alle Gemeindeschulden, insbesondere die hohen
Kriegsanleihen zu tilgen, sondern auch ein nicht unbedeutendes
Vermögen dem nachfolgenden Bürgermeister Richard Schenk zu
übergeben.
Nach dem zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) mußten im Jahre
1946 die deutschen Einwohner ihren Heimatort Nimlau (heute
Olomouc-Nemilany) zwangsweise verlassen.
Sie fanden in der heutigen Bundesrepublik Deutschland, zerstreut in
den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, eine
neue Heimat.